Rotterdam – Landgewinnung und neue Natur
Ohne die Deiche läge Rotterdam unter Wasser. Die Stadt im Rhein-Maas-Delta an der Nordsee und ihr Umland wurden dem Meer abgerungen, das hinter den Deichen bis zu 6 m höher liegt als das Terrain. Die Regulierung erfolgte unter anderem zur Gewinnung von Agrar- und Industrieflächen. In den städtischen Fluss Nieuwe Maas (ein Hauptarm des Rheins) wurde zudem der größte Seehafen Europas hineingebaut, der sich vom Zentrum mit dem alten Hafen über die modernen Anlagen bis hin zur Mündung in die Nordsee erstreckt Rotterdam präsentiert sich heute als Kulturstandort mit moderner Architektur inklusive Skyline. Eine genaue Segregation von Stadt und Land lässt sich aufgrund der hohen Siedlungsdichte nicht mehr ohne weiteres vornehmen. Grüngürtel besitzen daher für Mensch und Natur eine herausragende Bedeutung. Ihre Sicherung sowie Aus- und Umbauten dienen der Erhöhung von Lebensqualität ebenso wie der räumlichen Trennung zwischen den expandierenden Siedlungsräumen.
Das Bewusstsein, in einer selbst gebauten – also in hohem Maße kultivierten - Landschaft zu leben, ist in den Niederlanden stark verankert und prägt das Verhältnis zur Natur, die nicht nur klassisch bewirtschaftet, sondern auch progressiv entwickelt werden kann. So begegnet der Staat dem Rückgang von Flora und Fauna sowie dem gestiegenen Bedürfnis nach naturnaher Erholung zum Beispiel mit der Etablierung von Naturentwicklungsgebieten innerhalb eines Verbundsystems. Die Ausgestaltung der zum Teil dafür angekauften Flächen orientiert sich weniger an historischen Ökosystemen als an modernen Ansätzen, mit denen auf inmitten kultivierten Landes gewonnenen Freiräumen eine wirklich „neue Natur“ entsteht.