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Les Grands Paysages | Berlin

Berliner „Paradiese“

Die Mauer der Berliner Teilung mit ihren Zwischenräumen und zum Teil idyllisch wirkenden Exklaven ist nicht mehr sichtbar; aber sie ist beim Stichwort „Berlin“ den Meisten präsenter als die Seen- und Flusslandschaft mit Buchenwäldern und Kieferforsten in der Metropole und ihrer Umgebung. Diese assoziative Präsenz längst vergangener Stadtmerkmale zeigt die Bedeutung von bildlichen Vorstellungen, Erzählungen und des Kontextes bei der Wahrnehmung von Räumen, Orten, Landschaften; sie zeigt die Verwobenheit von Vorstellung, Wissen und tatsächlicher Raumwahrnehmung.

Faktisch bildet die märkische Landschaft die Basis der Freiflächen zwischen den urbanen Verdichtungen: Die Flussläufe der Spree und der Havel, die Stadtwälder, Schlossparks, der Große Tiergarten, alte und neue Volksparks, großzügige Stadtplätze in allen Bezirken sind Teil des weitläufigen, stark grün geprägten Bildes der Großstadt, das vor allem Fremden vor Ort als Besonderheit auffällt. Mit der Schließung der innerstädtischen Flughäfen Tempelhof und Tegel öffnen sich weitere große Felder. Schon soviel urbanes Grün mutet manchen paradiesisch an. Aber auch die Mythen der Stadt mit ihrer hohen Vielfalt an verschiedenen Lebenswelten, die von Träumen und Realitäten erzählen, haben etwas davon. Im öffentlichen Raum begegnen sie einander; dem muss die Stadtentwicklung gerecht werden.

Einer der größten zusammenhängenden Grüngürtel im Osten der Stadt ist die  Wuhletalniederung. Darin eingebettet ist das Gelände der Berliner Gartenschau 1987, das nach der Wiedervereinigung zum „Erholungspark Marzahn“ erweitert wurde. Die eintrittspflichtige Anlage hat das Image der Plattenbausiedlung positiv verändert und zeigt so eine Variante von verschiedenen, parallel einsetzbaren Instrumenten zur Entwicklung und Verwaltung urbaner Grünräume. Mit dem chinesischen „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ - einem Geschenk der Volksrepublik China zur Wiedervereinigung - wurde in Marzahn im Jahr 2000 der Grundstein für die „Gärten der Welt“ gelegt, die mehrere „kleine Paradiese“ in einem „großen Paradies“ beinhalten. Auf relativ komprimiertem Raum kann man hier durch kulturell verschiedene Gartenräume von hoher Authentizität „reisen“. Aus der gegenständlichen Begegnung mit dem Anderen - aus der konkreten Raumerfahrung – können dabei neue Vorstellungen von diesen „Paradiesen“ entstehen.